Patientensicht auf Volkskrankheit Bluthochdruck Fakten und Erfolge

Seit den 1960ger Jahren hat sich das Spektrum der ärztlichen Leistungen erweitert. Neben der Behandlung akuter Erkrankungen nehmen heute die Absicherung sich selbst völlig gesund fühlender Patienten gegen Risiken, verursacht durch hohen Blutdruck, erhöhte Cholesterin- oder Blutzuckerwerte immer mehr Raum ein.

Unter welchen Umständen nun eine Behandlung erforderlich wird, hat mit dem Gesundheitsgefühl der Menschen oder Beobachtungen der Ärzte meist nichts zu tun. Die Erkenntnisse beruhen auf klinischen Studien und daraus resultierenden Annahmen, die von Experten verhandelt werden und in Leitlinien an die Ärzte zur Ausführung weitergegeben werden. Je nachdem welche Studien die Beachtung der Experten finden, können sich die Grenzwerte oder Risiken, in die eine oder andere Richtung verschieben und so große Teile der Bevölkerung betreffen.

Der Erfolg der Behandlungen wird meist durch erneute Messungen, diesmal mit neu festgelegten Werten belegt. Den eigentlichen Grund der Behandlung, nämlich ein Rückgang z.B. von Kreislauferkrankungen kann der behandelnde Arzt in der Regel nicht feststellen und muss selbst auch dem Urteil der Experten vertrauen.

Aus dieser Risikovorsorge wurden weltweit Volkskrankheiten definiert, die in Deutschland jede für sich mindesten 5 Millionen und Bluthochdruck sogar 24 Millionen Menschen betreffen. Im Falle des Bluthochdrucks scheint die Behandlung von einem Drittel der Bevölkerung nicht ausreichend zu sein. In den USA wurde durch eine erneute Senkung der Grenzwerte ein neues Potential von ca. 30 Millionen Menschen erschlossen, die nun auch lebenslänglich Blutdrucksenker verordnet bekommen können.

Es ist Zeit sich auf die Suche zu machen, was mit dieser Praxis den in den letzten 10 Jahren erreicht wurde und warum eine weitere Absenkung der Grenzwerte notwendig sein soll.

Zählt man die Anzahl der Menschen, die ärztliche Verbände der sogenannten Volkskrankheiten, für sich als behandlungsfähig beanspruchen zusammen, so ist diese ebenso groß wie die Zahl der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland.

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Seit mehr als zwei Jahrzehnten verbreiten alle Medien Warnungen vom „lautlosen Killer“ bis zur „Todesursache Nummer 1“. Neben Schlaganfall, Herz- und Nierenerkrankungen zählt nun auch Erblindung und Demenz zu den Spätfolgen des Bluthochdruckes. Bei mehr als 24 Millionen Menschen, das sind ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland, soll durch die lebenslängliche Verordnung von Medikamenten dieser „schleichenden Gefahr“ vorgebeugt werden.

Studien bestätigen immer wieder einen Rückgang von 25 – 38% von Kreislauferkrankungen bei der Einnahme von Blutdrucksenkern. Einerseits lesen wir, dass sich die Zahl der Patienten die Dank Behandlung wieder den Blutdruck Normalbereich erreicht haben fast verdoppelt hat. Wir lesen aber auch in Pressemitteilungen einer Universität, dass etwa die Hälfte aller Bluthochdruckpatienten trotz medikamentöser Therapie ihren Blutdruck nicht ausreichend senken können und dass der dauerhaft belastete Körper mit weiteren Erkrankungen reagiert.

Nicht viel später werden über 30 Millionen Menschen in den USA über Nacht zu Hypertoniker, wegen einer weiteren Absenkung der Grenzwerte. Nach den Europäischen Leitlinien 2018 will man die neuen Grenzwerte nicht vorschreiben sieht aber die Absenkung wie in den USA gerne, vorausgesetzt der Patient verträgt die dafür notwendigen Medikamente und deren Dosierung.

Es fängt nun an für den Patienten bedrohlich zu werden, wenn das Ausmaß der tolerierbaren Nebenwirkungen über die Höhe Blutdrucksenkung entscheiden soll. Das wirft für uns die Frage auf, welche Erfolge in dem schon Jahrzehnte dauernden Kampf gegen die Volkskrankheit Bluthochdruck erzielt wurden.

Hier können Sie nachlesen was wir gefunden haben.

Die großen Meilensteine

Ca. 1960
Normaler Brutdruck ist Alter+100

1970
Die WHO forciert die Blutdrucksenkung. Grenzwerte 160/100 mmHg.
„Eine mögliche Folge der Kampagnen gegen den hohen Blutdruck könnte eine „Übermedikation“ sein. (Lancet 1970,1,485-89)

1997-1999
Senkung der Blutdruck Grenzwerte von 160/95 mmHg auf 140/90 mmHg.
9,8 Millionen Patienten

2003
Erste Europäische Hypertonie Leitlinie. Presse Kampagnen „Der lautlose Killer“.
16,1 Millionen Patienten

2008
Cochrane Studie: Eine Senkung des Blutdrucks unter 140/90 mmHg ist nicht vorteilhaft
20,1 Millionen Patienten

2015
Die SPRINT Studie wurde abgebrochen, weil die Erwartungen bei Zielwerten kleiner als 140/90 mmHg übertroffen wurden.
23,9 Millionen Patienten

Heute
Europäische Hypertonie Leitlinie 2018.
130 mmHg soll angestrebt werden, wenn der Patient die Therapie verträgt.
24,1 Millionen Patienten

Bluthochdruck Patienten nehmen Blutdrucksenker lebenslänglich